Das Buch beschäftigt sich mit seinem Werdegang sowie den Schattenseiten einer Bilderbuchkarriere. Durch diese Betrachtung erfährt der Leser die wirkliche Bedeutung des idellen Erbes von Steve Jobs - jenseits der Megaseller iPhone, iPad, iPod und MacBooks.
Inhalt
Seine Geschichte und seine Krankheit sind ein Beispiel für die Kompensation einer unaufgearbeiteten Geschichte, die ihr Ende in einem herzzerreißenden Zustand und einem sehr frühen Tod gefunden hat.
Steve Jobs ist ein eindrucksvolles Beispiel dafür, dass ein Privatvermögen von mehreren Milliarden US-Dollar und das Verkehren in privilegierten Kreisen nicht vor einem leidvollen Schicksal bewahren kann.
Vor allem aber zeigt es, dass kein Mensch vor sich selbst davon laufen kann - die eigene Biografie ist der Schatten, den jeder Mensch wirft. Ob er will oder nicht.
Weiterführende Informationen:
Leseprobe
01 Prolog
„Die westliche Demokratie fängt an, wie ein aussterbender Luxus auszusehen. Klar können wir Fähnchen mit dem Aufdruck ‹Freiheit› schwingen. Aber auf ihnen steht, kleingedruckt, ‹Made in China›.“
Charles Moore, Interview
Steve Jobs gilt als der Visionär technischer Finessen und Edeldesign-Komponenten, der die Entwicklung der Computer Industrie, zusammen mit Bill Gates und einer Hand voll anderer, maßgeblich mit gestaltet hat. Er gilt auch als Vorbild des American way of life, als einer dieser strahlenden Vertreter, die aus einer brillanten Idee, verwirklicht in seiner Garage, einen Multimilliarden- Konzern gemacht sowie die Welt mit einer Reihe technischer Innovationen beglückt und bereichert hat. Viele verehren ihn als den Messias des technisch Machbaren, als die Stilikone des Elektronikzeitalters.
Soweit zu dem Bild, das alle gerne sehen und dem sie nach Kräften nachzueifern bereit sind. Was dabei von den meisten in den Hintergrund gedrängt wird, sind sowohl die Bedingungen, unter denen dieses Imperium entstanden ist, als auch der Preis, den Jobs für diesen Erfolg selbst offensichtlich zahlen musste. Einen Preis, der nicht erst durch sein frühes und keineswegs unerwartetes Ableben Gestalt annahm. Dass sein Tod nicht unerwartet kam, wird eindrucksvoll durch die drei Wochen nach seinem Scheiden erschienene Biografie dokumentiert, die aus diesem Umstand ganz sicher den maximalen Gewinn zieht und damit sehr klar dem kapitalistischen Paradigma dient, dem auch Jobs bis zum Schluss verhaftet war.
Viel wichtiger aber noch als der Preis, den Steve Jobs für seine Lebens- und Wirkensweise zu zahlen hatte, sind die Gründe für seinen Werdegang. Diese Gründe, seine Persönlichkeitsstruktur und der Entwicklungspfad, die sich aus seinem Handeln ableiten lassen, bilden die Bedingungen für das, was wir alle aus dieser Biografie lernen können: Dass Geld nicht reich macht und eine exponierte Position in Politik und/oder Wirtschaft in den allermeisten Fällen aufzeigt, dass die betreffende Person massive Defizite in ihrer persönlichen Entwicklung aufweist.
Das wichtigste aber ist, dass es sich hierbei nicht um ein isoliertes Phänomen, sondern um einen gesamtgesellschaftlichen Prozess, also eine kollektive Fehlentwicklung handelt. Menschen gelangen oft nur in solch exponierte Positionen, in denen sie nicht selten enorme Schäden anrichten, weil es eine nicht minder fehlentwickelte Allgemeinheit gibt, die sie gewähren lässt und sogar dafür bewundert, dass sie dank ihrer Machtgier und ihres zwanghaften Erfolgsstrebens ihre Neurosen ausleben. Sie sind die Vorbilder unserer Zeit. Sie werden uns, wie auch die so genannten Prominenten, endlos als Ideale angepriesen, während wir im selben Atemzug erfahren, wie unbedeutend wir selbst sind. Aber anstatt uns zu wehren oder einfach nicht beeinflussen zu lassen – wir werden im Verlauf des Buches sehen, dass wir das in der Regel gar nicht können – machen wir brav, was von uns verlangt wird. Der einzige Weg aus diesem Strudel ist eine persönliche Entwicklung. Und das ist keine theoretische Aussage, sondern ein persönlicher Erfahrungswert.
Nur wenn wir innerlich wachsen und die Defizite in Angriff nehmen, die wir mit nur sehr, sehr wenigen Ausnahmen im Allgemeinen aus unserer Biografie mitbringen, können wir aus diesem Spiel aussteigen und echte innere Autonomie gewinnen. Nur dann brauchen wir das uns täglich als Lösung unserer Minderwertigkeitsgefühle angebotene Konsumangebot nicht mehr. Es geht nicht darum, sich den Konsum einfach nur zu versagen, sondern zu verstehen, warum wir ihn brauchen. Die wahren Gründe, aus denen wir konsumieren. Erst dann werden wir wirklich innerlich frei. Erst dann werden äußere, wie ich sie nenne, Ego-Prothesen – also käufliche Gegenstände, die uns als Person aufwerten sollen – überflüssig. Erst dann finden wir den wahren Wert in uns selbst.
Steve Jobs hat durch seine Lebens- und Leidensgeschichte gezeigt, dass selbst die Erfüllung aller heute modernen Träume nicht das Loch stopfen kann, das er selbst Zeit seines Lebens in sich trug. Er hat gezeigt, dass der Jubel der Massen, das ständige Gefeiertwerden und ein Privatvermögen von etlichen Milliarden US-Dollar weder zufrieden noch wertvoll machen. Im Angesicht seiner Krankheit und seines Lebenswerkes stand er am Ende seines Weges sich selbst in herzzerreißender Zerbrechlichkeit gegenüber. Wir können durch sein Beispiel begreifen, worauf es wirklich im Leben ankommt.
Das ist vielleicht das wirkliche Vermächtnis dieses Mannes an die Welt – jenseits der Dauerbrenner iPad, iPod, iPhone und den Pixar Studios.
02 Warum dieses Buch?
„Denjenigen unter uns, welche die Freude hatten, mit Steve zusammenzuarbeiten, war es eine wahnsinnige Ehre. Ich werde Steve sehr vermissen.“
Twitter Eintrag von Bill Gates nach Jobs Tod
Immer wieder wurde ich bei der Planung und Entstehung dieses Buches gefragt: „Es gibt doch schon eine Steve Jobs Biografie und viele andere Bücher über ihn. Du selbst liest die Biografie doch gerade. Wozu dann noch ein Buch über Jobs...?“
Die Frage ist berechtigt und verständlich. Die Antwort sehr einfach. Dieses Buch ist keine weitere Biografie, auch wenn biografische Beschreibungen ebenfalls ihren Platz finden, sondern die sehr tiefgehende Betrachtung eines Mannes, den viele für seinen Erfolg, seine Visionen sowie für sein Charisma verehren und bewundern. Sie bewundern etwas, was sie falsch verstehen müssen, da Jobs einem Bild entspricht, das in unserer degenerierten und nur auf Äußerlichkeiten fixierten Gesellschaft als Ideal gilt. Aber in Wirklichkeit und bei näherem Hinsehen wird schnell klar, dass dieser Mensch eine Persönlichkeitsstruktur entwickeln musste, die extrem (selbst-)zerstörerisch war. Ihm nacheifern heißt also, der (Selbst-)Zerstörung nacheifern.
Beim Lesen der folgenden Seiten schwingen folgende Fragen immer mit:
- Wer war der Mensch Steve Jobs wirklich?
- Was ist sein eigentliches Erbe an die Welt – jenseits der iGadgets?
- War er wirklich das Naturtalent, der geniale Innovator, der durch seine angeborenen Fähigkeiten – trotz fehlendem College-Abschluss – zu einem der reichsten Männer der Welt wurde?
- Haben ihn sein Status, seine Macht und sein materieller Erfolg wirklich reich und in der Folge glücklich gemacht?
- Ist er wirklich das Ideal, dem wir alle nacheifern sollten?
- War er nur ein ausgesprochener Exzentriker oder ein gewalttätiger Neurotiker?
- Was genau macht seinen Werdegang so bedeutsam?
- Aus welchen Gründen jagen wir Vorbildern wie ihm wirklich hinterher?
- Was kann jeder einzelne von uns aus seiner Lebens- und Erfolgsgeschichte über sich selbst lernen?
- Woher kommt die Faszination für scheinbar starke Führerpersönlichkeiten und Gewalt?
Die Antworten auf einige dieser Fragen erscheinen offensichtlich. Sie sind jedoch keineswegs trivial. Wer einfache Antworten auf komplexe Fragen sucht, wird sie in diesem Buch nicht finden. Aber wer den Mut hat, die Gründe hinter den Gründen zu betrachtet, um vielleicht auch für sich selbst neue Antworten zu finden oder einfach nur das Phänomen hinter einer Figur wie Steve Jobs zu verstehen, findet hier tiefe Einblicke.
Diese Einblicke liefern Erklärungen für den originären Schöpfer des iConsume und die Gründe für dessen Erfolg. Konsum, der die Menschen unablässig dazu verführt, sich selbst zu verbrauchen, indem sie sich immer mehr vergessen und stattdessen auf ihre High-Tech-Spielzeuge konzentrieren.
Bei allen Beschreibungen der Person Steve Jobs, die selbst bei Isaacson, der zumindest bemüht ist, einigermaßen neutral zu erscheinen, die Bewunderung durch beinahe jede Zeile schimmern lässt, werden seine destruktiven und zum Teil sehr verletzenden Persönlichkeitsanteile gerne als eine Art charakterlicher Schönheitsfehler ausgelegt – also banalisiert. Eigenschaften, die bei anderen Menschen, die nicht so erfolgreich und populär sind, gerne als paranoid und neurotisch eingestuft werden.
Es geht aber auf den nächsten Seiten betont nicht um eine Bewertung dieser Eigenschaften und der Fehlbarkeiten von Steve Jobs. Es geht darum zu verstehen, warum wir immer wieder allzu unkritisch bereit sind, mit zweierlei Maß zu messen und dem einen als Stärke andichten, wofür wir den anderen ablehnen und verurteilen.
John Steinbeck drückte dies so aus: „Menschliche Eigenschaften wie Güte, Großzügigkeit, Offenheit, Ehrlichkeit, Verständnis und Gefühl sind in unserer Gesellschaft Symptome des Versagens. Negativ besetzte Charakterzüge wie Gerissenheit, Habgier, Gewinnsucht, Gemeinheit, Geltungsbedürfnis und Egoismus hingegen sind Merkmale des Erfolges. Man bewundert die Qualität der ersteren und begehrt die Erträge des letzteren.“
Wobei im Falle Jobs ein weiterer Aspekt hinzukommt: Die Identifikation mit dem Aggressor, wie es Arno Gruen so treffend formulierte. Das Phänomen also, dass wir in unserer auf zunehmende Anpassung ausgerichteten Gesellschaft oft diejenigen bewundern und uns ihnen unterwerfen, die uns schlecht behandeln und mit ihrer Egozentrik schaden. Steve Jobs ist deswegen so interessant in diesem Kontext, weil er zum einen ein Mann war, von dem so ziemlich jeder auf diesem Erdball gehört oder gelesen hat, und weil er ein in jeder Hinsicht extremer Vertreter der in diesem Buch behandelten Themen ist, die uns allen mehr oder weniger das Leben schwer machen.
Dieses Buch liefert eine Analyse der Entwicklung dieses Mannes, der auf Grund seiner biografischen Gegebenheiten und der sehr früh verinnerlichten Ablehnung – die er bis zum Schluss zwanghaft verleugnen und als Unsinn abtun musste, obwohl sie ihn in frühen Jahren fast in den Wahnsinn trieben – eine Überlebensstrategie entwarf, die bis zu seinem bitteren und sehr frühen Ende sein Leben prägte. Die Analyse zeigt unter anderem auch auf, wie verletzt Jobs selbst jenseits seiner bewusst empfundenen Trauer war und wie sehr ihn diese Verletzung in die Kontrolle und in den Erfolg gezwungen hat.
Der Hunger nach (materiellem) Erfolg kann den Hunger nach aufrichtiger Anerkennung nicht stillen – gleichgültig wie viel Erfolg errungen wird. Im Gegenteil ist jedes bisschen Mehr an Erfolg ein bisschen Mehr von dem schalen Gefühl, leer und ungeliebt zu sein; unabhängig davon, wie sorgfältig dieses Gefühl im Unterbewusstsein vergaben werden kann.
Eine aufrichtige Wertschätzung der eigentlichen Person, fernab des Geldes und der exponierten Position, ist oft nicht existent und auch gar nicht so leicht möglich. Wie soll man eine Person wirklich und aufrichtig mögen, wenn man sie nicht wirklich kennt, weil sich die Person selbst nicht kennt?
Was aus diesem Buch auch klar werden wird ist, dass alle übrigen Menschen, die ebenfalls durch den Anpassungsprozess gezwungen werden, nach Führern wie Jobs suchen, nach vermeintlich starken Vorbildern, denen sie sich unterwerfen und deren Lebensweise sie als ideal anstreben können. Ein Phänomen, dem wir auf allen Ebenen unseres Alltags immer wieder begegnen.
Wer sieht in einem Mann wie Steve Jobs schon den verletzten Jungen, der diese Verletzung vor allem durch Krankheiten ausdrücken musste, weil sie in seiner bewussten Wahrnehmung und seinem täglichen Leben nicht existieren durfte? Wer sieht in ihm das eigentliche Mahnmal für die offensichtlich falschen Werte, denen wir alle brav und unreflektiert hinterherhecheln, immer wieder überrascht, dass sie uns in keiner Weise zufriedener und glücklicher sein lassen – gerade wenn wir sie erreichen?
Die Verehrung für einen Menschen wie Jobs, der bis zum Schluss so desintegriert war und sich in technische Visionen, aber auch in Feindschaften und Verbalattacken flüchten musste, zeigt einmal mehr, dass wir mit krankem Eifer verehren und idealisieren, was uns, nüchtern betrachtet, zerstört.
Dieses Buch ist weder der Versuch, aus dem Leben Steve Jobs einfach nur Profit zu schlagen, noch purer Voyeurismus. Es geht nicht darum, die Aufmerksamkeitswelle um diesen Mann selbsterhebend auszuschlachten. Vielmehr geht es darum diese Welle zu benutzen, um anderen sein Schicksal zu ersparen. Dass dieses Leben ein Spiel ist, das in jedem Fall tödlich ausgeht, wissen wir alle. Aber wir haben die Wahl, ob es ein schönes, erfüllendes oder ein schmerzhaftes, leidvolles Spiel ist.
Auch wenn sich zunächst alles in diesem Buch um Steve Jobs dreht, so geht es dennoch nicht vordringlich um ihn. Es geht vielmehr um die Rolle, die er gespielt hat, und welches Spiegelbild unserer Kultur sein Leben und Wirken auf jeden einzelnen von uns zurückwirft.
Wenn wir Jobs wirkliches Erbe annehmen, war sein Leiden nicht umsonst.
...
09 Epilog
„In einer Kultur, in welcher einst das Leitbild des ‚Selfmademan‘ herrschte, liegt eine besondere Gefahr in der Idee einer synthetischen Persönlichkeit, so als wäre man das, was man scheint, oder als wäre man, was man kaufen kann.“
Erik H. Erikson, Identität und Lebenszyklus
Beim Schreiben dieses Buches durfte ich feststellen, dass ich mir in der Auseinandersetzung mit Steve Jobs vor allem selbst begegnete. Viele Teile seiner Biografie und seines Werdegangs waren Déjà-vues.
Das erlaubte mir die sehr komfortable Position, mich intensiv in Steve Jobs einfühlen und bei der Analyse seiner Person aus dem Verständnis meiner eigenen Persönlichkeitsentwicklung und Erfahrungsgeschichte schöpfen zu können. Das bot mir die Gelegenheit, rein theoretisches Terrain zu verlassen und selbst erlebte Praxisanteile einfließen zu lassen, ohne dabei in einen reinen Selbsterfahrungsbericht abzudriften.
Dabei kam ich nicht an der Frage vorbei, wodurch Jobs und ich uns grundsätzlich unterscheiden; warum er so erfolgreich wurde und ich nicht annähernd eine solche Erfolgsstory aufweisen kann. Die Antwort hat eine Weile auf sich warten lassen, war dann aber in letzter Konsequenz sehr logisch. Steve Jobs hat seine gesamte kreative Energie auf sein Wirken in der Außenwelt gerichtet. Er hat es peinlichst vermieden, sich selbst wirklich kennenzulernen und sich mit seinem Inneren auseinanderzusetzen. Mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit hat er unterbewusst gespürt, dass er dem Schmerz, den die Wiederbegegnung mit der Ablehnung durch seine Mutter, seinen zunächst für ihn vorgesehenen Adoptiveltern und der perversen US-amerikanischen Doppelmoral unweigerlich in ihm ausgelöst hätte, nicht gewachsen gewesen wäre. Dem Schmerz, dass er und sein Wohlergehen leeren, unnötigen Konventionen geopfert wurde. Er wuchs in der Konsequenz nur nach außen und wurde dort zu einem Giganten. Die Leere in ihm war hingegen der perfekte Raum für den Tumor, der in ihm wohnte und ihn letztlich zur Strecke brachte. Ich habe den anderen Weg gewählt und mich für das innere Wachstum entschieden.
Vielleicht einer der wesentlichen Gründe, dass sich der materielle Erfolg in meinem Leben in überschaubaren Grenzen hält. Aber diese Aussage ist ohne Bedauern zu verstehen.
Früher hätte ich ganz sicher bedauert, dass der Preis für innere Entwicklung das Ausbleiben übermäßig materiellen Erfolges ist. Denn ich war den konventionellen Werten für viele Jahre unterbewusst nicht weniger verhaftet, wie die meisten Menschen unserer hoch gepriesenen und destruktiven Zivilisation. In einem entscheidenden Punkt habe ich, analog zu Jobs, die Anpassung an Autorität und Konventionalität kategorisch abgelehnt und exzessiv ausgelebt. Nach außen wirkt das unabhängig und selbstbewusst. Nach innen ist der Druck, zu versagen und die sorgfältig aufgebaute Fassade bröckeln sehen zu müssen, extrem hoch.
Heute ist mir der materielle Erfolg nicht mehr wichtig. Das Bedürfnis nach diesem Erfolg ist einem neu entwickelten Gefühl dafür gewichen, was gesund und angemessen ist. Ein Freund pflegt hierzu zu sagen: „Einmal essen macht satt. Du kannst kein zweites Steak essen, wenn Du einen vollen Bauch hast.“
Diese Binsenweisheit gilt auch für den mentalen und – allem voran – den emotionalen Hunger. Aber um diese Hunger zu stillen, müssen wir lernen, was diesen an echten Bedürfnissen zu Grunde liegt. Dazu müssen wir uns selbst wirklich kennen, lernen, aufrichtig zu werden sowie uns nicht so zu sehen, wie wir uns gerne sehen möchten und damit einem äußeren Bild zu entsprechen, das uns fälschlicherweise Anerkennung und Liebe verheißt. Denn diese Anerkennung ist nur die Anerkennung einer Anpassungsleistung, die nicht das Geringste mit unserer eigenen Person zu tun hat. Eine solche Anerkennung geleisteter Anpassung kann selbstredend den eigentlichen Hunger nicht stillen und treibt uns unweigerlich in die Ersatzbefriedigung.
Wir versuchen ein Loch zu stopfen, das durch solche und ähnliche Aktionen nur immer größer und unerträglicher wird sowie in der Folge noch mehr Ersatzbefriedigung verlangt. Ein fataler Teufelskreis. Auch hier spreche ich aus Erfahrung. Einer Erfahrung, die inzwischen klar und deutlich als normal erkennbar ist – als die Regel unseres Alltages.
Bei meiner Auseinandersetzung mit Steve Jobs habe ich trotz seiner ganzen Fehlbarkeiten eine tiefe Sympathie für diesen Mann entwickelt. Ihn ablehnen wäre gleich bedeutend damit, mich selbst abzulehnen. Die ganze Zeit über hatte ich das Bedürfnis, ihm gut zuzureden und ihn aufzumuntern, ihm zu beteuern, dass alles gar nicht so schlimm ist. Bei vielen Gelegenheiten tat er mir aufrichtig leid, weil ich tatsächlich seinen Schmerz nachempfinden konnte. Aber zu keiner Zeit habe ich ihn als den erfolgreichen Selfmademan sehen können, für den ihn so viele halten. Vordergründig ist er in meiner Wahrnehmung unverändert der ewig Suchende geblieben, der sich selbst nicht anerkennen konnte. Ein einsamer Mann, dem alle Anerkennung im Außen nicht die öde Leere im Inneren vertreiben konnte.
Ruhe in Frieden, Steve.